Die Tradition, Kindern im Kölner Westen eine Bühne zu geben, begann etliche Jahre vor Gründung des Festkomitees Lövenicher Karneval, nämlich im Jahr 1967. Damals war es die Karnevalsgesellschaft Römergarde aus Köln-Weiden, die die jungen Jecken in den Mittelpunkt des Veedelskarnevals stellten: als Kinderprinzenpaare.
Diese Kinderprinzenpaare waren:
1967 Prinz Thomas (Hanker) und Prinzessin Angela (Thomas)
1968 Prinz Jochen (Kleefisch) und Prinzessin Petra (Dohle)
1969 Prinz Dieter (Jasper) und Prinzessin Erika (Kalscheurer)
1970 Prinz Detlef (Rummler) und Prinzessin Dunja (Frickel)
1971 Prinz Lutz (Hanker) und Prinzessin Anne-Brigitt (Hoebreck)
1972 Prinz Ralph (Thomas) und Prinzessin Elke (Pick)
1973 Prinz Christian (Denzer) und Prinzessin Pascale (Garnier)
1974 Prinz Rudolf (Jürgens) und Prinzessin Elke (Sigg)
Bereits im Jahre 1973 hatte sich das Festkomitee Karneval (Gemeinde Lövenich) gegründet, Präsident wurde Andreas Schneider (Präsident der KG Lövenicher Neustädter).[1]
Die Umbenennung in „Festkomitee Lövenicher Karneval“ erfolgte 1974. Und in der anschließenden Session 1974/75 stellten die drei dem FK angeschlossenen Vereine dann das erste Kinderdrei- bzw. -viergestirn im Kölner Westen. Von da an gab es nun in jeder Session auch in den westlichen Veedel Köln ein Kinderdreigestirn, allerdings mit einer Besonderheit: es waren nicht nur drei Tollitäten, sondern gleich vier. Zu Prinz, Prinzessin und Bauer gesellte sich ein Standartenträger.[2]
1995 erfolgte eine erneute Umbenennung, diesmal in „Festkomitee für den Karneval in Lövenich, Weiden und Junkersdorf“.[3]
Im Jahre 2005 wurde der Senat des Festkomitees gegründet, das sich der Unterstützung der Kinderdreigestirne im Kölner Westen verschrieben hat. Zeitgleich wurde ein Antrag auf Namensänderung gestellt. Der neue Name war fortan „Festkomitee Lövenicher Karneval für den Karneval in Lövenich, Weiden und Junkersdorf“.[4]
[1] Archiv Festkomitee 1973; [2] Archiv Festkomitee 1974; [3] Archiv Festkomitee 1995; [4] Archiv Festkomitee 2005
Die letzte Umbenennung fand 2024 statt: „Festkomitee für das Kinderdreigestirn im Kölner Westen“.
Dieses Festkomitee, das vor 51 Jahren geründet wurde und seit 50 Jahren (fast) regelmäßig ein Kinderdrei- bzw. -Viergestirn stellt, hatte im Laufe der Zeit viele engagiert ehrenamtliche Helfer, die erheblich dazu beigetragen haben, diese schöne Tradition am Leben zu erhalten. Als Präsidenten des Festkomitees wechselten sich bis zum Jahr 2010 die Präsidenten der angeschlossenen Gesellschaften ab. Zwischen 2011 und 2018 übernahm Peter-Josef Schumacher (Lövenicher Neustädter) als Präsident die Geschicke des Festkomitees Lövenicher Karneval. Nach der Session 2017/18 übergab Peter-Josef Schumacher die Präsidentschaft an Prof. Michael Manitz (LN). 2023 folgte der Junkersdorfer Horst Wilhelm, der aber leider aus persönlichen Gründen früh seinen Abschied nehmen musste. Ihm folgte zunächst kommissarisch, dann von den Vereinspräsidenten gewählt Horst Görgen.
Auf zwei Namen trifft man beim Durchstöbern der Archivunterlagen immer wieder: Franz Kessler und Hajo Schönau. Beide waren viele Jahre lang Schrift- bzw. Geschäftsführer des Festkomitees, ein ehrenamtliches Engagement, das seines gleichen sucht.
Seit nun schon 8 Jahren haben die Kinder ihren eigenen „Vocal-Trainer“. Hans-Willi Mölders, bekannt als „Ne Spetzboov“, studiert mit den kleinen angehenden Tollitäten jedes Jahr aufs neue mit Witz und Geduld ein neues Lied ein, das textlich meist sogar aus seiner eigenen Feder stammt. Sind die Kids dann soweit, geht er mit ihnen ins Tonstudio und nimmt den Sessionshit mit ihnen auf. Und das ehrenamtlich!
Wir sind glücklich, Hans-Willi Mölders, „Ne Spetzboov“, mit an Bord zu haben.
Die designierten Tollitäten der Session 2015/16 im Tonstudio, wo sie ihren eigenen Sessionshit aufnehmen – was für ein Erlebnis
Ein Name darf hier natürlich auf keinen Fall fehlen, wenn wir von den ehrenamtlichen Helfern des Festkomitees sprechen: Dr. Dr. Franz Josef Broicher. Der „dubbelte Doktor“, wie er liebevoll genannt wurde, war ein großer Gönner des Festkomitees mit einem Herz für die kölsche Tradition und dem unbedingten Wunsch, schon den kleinsten das Brauchtum näher zu bringen. Er selbst war fest im Kölner Karneval verwurzelt: 1964 tourte er als „das Schönste, was Köln zu bieten hat“, Jungfrau Franziska-Josefine im Kölner Dreigestirn über die großen und kleinen Bühnen seiner Vaterstadt. Seiner Heimatgesellschaft, der Großen Mühlheimer KG blieb er zeitlebens treu. Im Kölner Westen, wo er privat beheimatet war, engagierte er sich jahrzehntelang: 1974 war er Gründungsmitglied des Festkomitee Karneval (Gemeinde Lövenich) und seither sein mentaler und finanzieller Unterstützer. Seinen beiden Söhnen Ingo Maria und Rainer hat er die Liebe zum Karneval mitgegeben: Ingo Maria wurde in der Session 1974/75 der erste Kinderprinz im Kinderdreigestirn des Kölner Westens, Rainer in derselben Session Standartenträger, wiederholte das 1975/76 und tat es seinem Bruder in der Session 1976/77 gleich, als er als Rainer I zum Prinzen proklamiert wurde. Dem „dubbelten Doktor“ verdankt das Kinderdreigestirn im Kölner Westen sowohl seinen Festwagen, auf dem die kleinen Jecken bis heute durch die Straßen der Veedel Lövenich, Weiden und Junkersdorf ziehen, wie auch die Insignien, die noch heute jedes Jahr bei der Proklamation den kleinen Tollitäten übergeben werden. Sein Engagement färbte auf seinen Sohn Ingo Maria Broicher ab, der seit vielen Jahren als Senator Unterstützer des Festkomitees ist.
Der „dubbelte“ Doktor in den 70er Jahren im Gespräch mit den drei Präsidenten der KG Lövenicher Neustädter, KG Römergarde Köln-Weiden und Große Junkersdorfer KG
Ehrenamtlich waren auch die Prinzenführer*innen unterwegs, immer bemüht, die Kinder sicher von Auftritt zu Auftritt zu bringen. Sie waren jederzeit Ansprechpartner für die jecken kleinen Tollitäten, erfüllten ihnen nach Möglichkeit jeden Wunsch. Und sie waren auch jecke Partner, die sich mit Spaß und Freude, lustigen Ideen und Partystimmung in den Autos ins Geschehen einbrachten. Sie waren also nicht nur Fahrer, sondern auch Kumpel. Und natürlich halfen sie auch beim Einstudieren von Rede und Lied. Das gab es anfangs noch nicht, aber seit etlichen Jahren durchlaufen die designierten Tollitäten ein „Training“ bei den drei Prinzenführer*innen. Drei deshalb, da jeder dem Festkomitee angeschlossene Verein einen Prinzenführer*innen stellt. Man kann ihnen gar nicht genug danken, dass die Ehrenamtler ihre Freizeit für die Kinder und damit natürlich auch für alle Jecken der westlichen Kölner Veedel „opfern“.
Für die Große Junkersdorfer KG waren als Prinzenführer*innen gerne und mit viel Liebe tätig:
1975 bis 1979 Bernd Daniels
1979 bis 1982 Otto Dickel
1983 bis 1986 Stani Gonera
1987 bis 1989 Paul Klauke
1990 bis 1991 Hans Josef Krahe
1992 bis 1999 Otto Dickel
2000 bis 2004 Johanna Speller
2005 bis 2006 Uschi Heuser
2007 bis 2018 Peter Schulz
seit 2019 Stephan Wagner
Die Lövenicher Neustädter schickten für die Kinder:
1975 bis 1979 Wolfgang Reinartz
1980 bis 1989 Heinz Wißner
1990 bis 1999 Hajo Schönau
2000 bis 2001 Wolfgang Nebel
2002 bis 2003 Peter Immig
2004 bis 2010 Dieter Jäger
2011 bis 2012 Wera Westheide
2013 bis 2019 Stephan Kaiser
2019 bis 2022 Frank Melcher
2022 bis 2023 Joana Bodeit
seit 2024 Birgit Reuter
Für die Römergarde Köln-Weiden „opferten“ gerne ihre Zeit:
1975 bis 1983 Werner Gallin
1984 bis 1989 Leo Mirgel
1990 bis 1995 Richard Lenaerts
1996 bis 2000 Josef Franzen
2001 bis 2006 Dr. Julius Utermann
2007 bis 2012 Willi Hung
2013 bis 2014 Heinz Enkel
2015 bis 2022 Frank Rösner
seit 2023 Werner Grunau
Krönender Abschluss und Highlight einer jeden Session sind die Tage des Straßenkarnevals in Weiden, Lövenich und Junkersdorf. Denn dann heißt es: „D’r Zoch kütt“ (traditionell Karnevalssonntag in Weiden/Lövenich und Veilchendienstag in Junkersdorf)
1975 in Lövenich
Darauf freuen sich die Pänz besonders, denn dann heißt es von allen Seiten: „Kamelle … Strüßjer“.
Ein Vergleich: 1975 und 2017 … was hat sich doch alles verändert … nur die Freude der kleinen Tollitäten nicht!
Eine Teilnahme am Karnevalszug gab es 1975 nicht nur in Deutschland: hier sind Prinz Ingo I, Prinzessin Michaela, Bauer Michael und Standartenträger Rainer in Diepenbeck, der belgischen Partnergemeinde von Lövenich.
Wer waren aber nun die kleinen Tollitäten, die vom Festkomitee und von den Prinzenführer*innen so tatkräftig unterstützt wurden und seit nun 5 Jahrzehnten die Bühnen der Veedel Lövenich, Weiden und Junkersdorf rocken? Es ist eine lange Liste und auf unserer Webseite https://www.festkomiteeloevenicherkarneval.de/ gibt es auch die Fotos der Dreigestirne und die zur jeweiligen Session gehörigen Orden zu sehen. Die Namen allerdings, sowie einige ausgewählte Fotos, wollen wir auch hier präsentieren. Vielleicht erkennt sich ja der ein oder andere und es kommen schöne Erinnerungen an die vergangenen Sessionen auf.
Das erste Kinderdreigestirn im Kölner Westen 1974/75: Prinz Ingo I (Ingo Broicher), Prinzessin Michaela (Michaela Heiser) und Bauer Michael (Michael Klein)